Rugby im Pazifikraum: Tonga, Samoa und Fidschi

Tonga, Samoa und Fidschi haben zusammen mal eben eine Million Einwohner, gehören aber im Rugby zur absoluten Weltspitze. Sie spielen ihren Nationalsport nicht nur mit viel Herzblut und Stolz auch gerne mal mit einer ordentlichen Portion Härte.

Die drei Kleinstaaten haben eines gemeinsam: Sie liegen einsam im Pazifik und haben bärenstarke Rugby Teams, die allesamt Stammgäste bei den Weltmeisterschaften sind. In der Rugby-Weltrangliste liegt Fidschi derzeit auf dem zehnten, Samoa auf dem elften und Tonga auf dem 16. Platz.

Rugby in Fiji, Samoa und Tonga

Rugby auf Tonga

Mit geschätzten 100.000 Einwohnern hat Tonga die wenigsten der drei großen pazifischen Rugby-Inseln. Der Sport wurde von Seeleuten und Missionaren im frühen 20. Jahrhundert auf die Insel gebracht und fand dort schnell viele Anhänger. 1923 wurde dann die Tonga Rugby Football Union gegründet.

In ihrem ersten Spiel besiegten die Seeadler „Ikale Tahi“  den Nachbarn aus Fidschi mit 9:6, zogen im zweiten Test gegen den gleichen Gegner aber mit 3:14 den Kürzeren. Zwischen 1924 und 1938 spielten die beiden Inselstaaten insgesamt drei Testserien, die allesamt äußerst hart geführt wurden, was wahrscheinlich in der kriegerischen Vergangenheit und Rivalität der beiden Nachbarn begründet lag. 1928 musste deshalb sogar ein Spiel abgebrochen werden.

Der Durchbruch Tongas auf der Rugby Weltbühne

Nach und nach wurden nun auch Spiele gegen die beiden großen Rugbynationen Australien oder  Neuseeland ausgetragen. 1974 kam Tonga erstmals nach Europa und absolvierte auf der britischen Insel die ersten Länderspiele, die allerdings bis auf eines allesamt verloren gingen. So blieb Tonga in Europa eine unbekannte Größe. Das sollte sich dann erst ändern, als die Waliser 1986 die Inseln Fidschi, Tonga und West Samoa zu Länderspielen besuchte.

Auf dieser Rugbytour wurde der Waliser Mark Brown im Spiel gegen Tonga von drei Gegnern dermaßen brutal zu Boden gebracht, dass eine Massenschlägerei ausbrach, an der sich fast die kompletten Teams beteiligten. Auf dem Dinner nach dem Spiel hielt Wales-Spieler Jonathan Davies eine kurze Rede auf Walisisch und beschrieb den Gegner als „das dreckigste Team, gegen das ich jemals gespielt habe“.  Die Aussage wurde von Tongas Spielern daraufhin allerdings mit höflichem Applaus bedacht – sie hatten kein Wort in der fremden Sprache verstanden.

Tongas Kriegstanz

Wie alle wichtigen Rugby Inselstaaten im pazifischen Raum stimmt sich auch Tonga auf die Spiele mit einem rituellen Kriegstanz, dem Sipi Tau, ein. 2003 beim World Cup in Australien kam es vor dem Spiel gegen Neuseeland zu einem bemerkenswerten Aufeinandertreffen: Die All Blacks begannen wie gewohnt ihren Haka, worauf Tonga mit seinem Sipi Tau antwortete, beide Teams standen am Ende ihrer Performance nur noch wenige Meter getrennt auf dem Spielfeld:

Rugby in Samoa

Mit heute etwa 180.000 Einwohnern ist Samoa Einwohner-mäßig etwa doppelt so groß wie Tonga, bleibt aber global gesehen ein absoluter Zwergstaat. Rugby wurde 1920 von einer religiösen Ordensgemeinschaft eingeführt. Vier Jahre später gründete man dann den Rugby-Verband West Samoa unter dem das Team bis 1997antrat.

Logo Samoa Rugby Verband
Logo Samoa Rugby Verband

1924 fand auch das erste offizielle Länderspiel statt: Samoa gegen Fidschi. Kick off war bereits um 7 Uhr morgens, da die Spieler danach noch zur Arbeit gehen mussten: Samoa unterlag Fidschi 0:6. An der Mittellinie des Feldes stand zu dieser Zeit eine große Palme. Ob diese jedoch gemein ist mit der im Logo des samoanischen Rugby-Verbandes, ist jedoch nicht bekannt.

Erst 1974 kam das Team erstmals nach Neuseeland, zuvor hießen die Gegner immer Fidschi oder Tonga. Auf der Tour durch Neuseeland gewann  Samoa eines ihrer acht Spiele. Wie bei Tonga wurde auch Samoa durch einen Besuch der walisischen Mannschaft ans internationale Rampenlicht gebracht. Für eine Einladung zum ersten World Cup 1987 reichte dies aber noch nicht.

Samoa verliert heute viele Spieler dadurch, dass diese in den Profiligen Neuseelands, Australiens oder Europas spielen und sie dort eingebürgert werden und für die jeweilige Nationalmannschaft antreten. Vor allem Neuseeland hatte einige Stars in seinen Reihen, die auf Samoa geboren wurden. Dieser Austausch ist aber durchaus gegenseitig. Beim World Cup 2007 hatte Neuseeland fünf auf Samoa geborene Spieler in seinen Reihen, Samoa aber ganze 14, die in Neuseeland geboren wurden.

Der Kriegstanz Samoas

Wie auch Tonga oder Neuseeland tanzt auch Samoa vor jedem Rugby-Spiel den Siva Tau:

Bis 1991 wurde sich noch mit dem Ma’ulu’ulu Moa aufgepusht, doch der Siva Tau Kriegstanz ist um einiges aggressiver und eignet sich besser.

Die Rugby-Nation Fidschi

besteht aus  322 Einzelinseln und hat etwa 810.000 Einwohner, von denen fast jeder Zehnte (80.000) Rugby spielt. Rugby wurde von den Europäer bereits Ende des 19. Jahrhunderts nach Fidschi gebracht,  1913 dann aber gründeten Siedler die Fiji Rugby Union. Im selben Jahr machten die All Blacks einen Zwischenstopp auf den Inseln und gewannen gegen eine aus Europäern zusammengestellte Auswahl locker mit 67:3.

Tonga und Samoa blieben in den ersten Jahren die einzigen offiziellen Länderspielgegner. 1952 ging es für eine Tour nach Australien, die den dortigen Verband vor dem Bankrott rettete, da sie alle Besucherrekorde brach. In Europa war wiederum Wales das Land, das Fidschi auf die Weltbühne des Rugby hievte, in dem es mehrere Spiele gegen den noch unbekannten Gegner absolvierte.

Fidschis Kriegstanz

Der Cibi ist der Kriegstanz der fidschianischen Nationalmannschaft.

Das Rugby-Team Fidschis übernahm den Cibi, der ursprünglich vor als auch nach Schlachten gegen feindliche Stämme aufgeführt wurde, als Ritual 1939 vor einer Tour durch Neuseeland als Antwort auf den Haka. Fidschi blieb auf dieser Tour ungeschlagen und seitdem ist der Cibi nicht mehr wegzudenken.

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