Rugby in Neuseeland – die All Blacks

Rugby ist der Sport in Neuseeland und mobilisiert die Massen, wie kein anderer Sport – und das, obwohl eigentlich Golf zahlenmäßig mehr Anhänger und Neuseeland die meisten Golfplätze pro Kopf weltweit hat.

Rugby is our State Religion

Aussagen wie „Rugby is our State Religion“ machen die Relevanz des Sports für Neuseeland mehr als deutlich. Tatsächlich ist Neuseeland tatsächlich das einzige, in dem Rugby die größten Fernseheinschaltquoten unter allen Sportarten erreicht. Noch vor 20 Jahren waren Rugby (naja und auch Cricket) die einzigen Sportarten, die übers Fernsehen übertragen wurden.

Als Nachlassenschaft des Britischen Empires, wird Rugby nach wie vor primär in den weißen Siedlungsländern, wie Australien, Neuseeland oder Indien gespielt und bildet nach wie vor einen Bund zwischen den ehemals annektierten Ländern. Das erste offizielle Rugbyspiel in Neuseeland fand in Nelson im May 1870 zwischen Nelson College und dem Nelson Football Club statt. Das Spiel erfreute sich schnell wachsender Beliebtheit und im September 1875 fand bereits das erste Spiel zwischen Vereinen unterschiedlicher Provinzen statt, namentlich Dunedin und Auckland. 1892 wurde schließlich die Rugby Union gegründet, um Spiele und Regeln auf nationalem Boden zu kontrollieren und zu regulieren. Schnell entwickelte Rugby sich zum Nationalsport mit einer großen Anhängerschaft, sowohl auf dem Feld als auch auf den Tribünen.

Der erforderliche hohe körperliche Einsatz machte den Sport jedoch in vergangenen Jahren weniger attraktiv, vor allem für Pakehas, die sich zunehmend „kontaktloseren“ Sportarten zuwenden wie Fußball oder Golf. Nach wie vor beliebt ist Rugby unter Maoris und den Einwohnern der Pazifischen Inseln, die zu den Topverdienern im Rugby zählen. Damit unterscheidet sich Rugby in Neuseeland vom Rugby in vielen anderen Ländern, wie zum Beispiel Großbritannien, in dem es als „upper class“-Sport angesehen wird, der primär von Studenten elitärer Schulen und Universitäten praktiziert wird.





Die Rugbyweltmeisterschaften werden seit 1987 alle vier Jahre gehalten und bringen die typischen Rugbynationen zusammen, wie England, Australien und Neuseeland, aber auch nicht traditionelle Teilnehmer wie Rumänien. Die Bedeutung des Sports für Neuseeland wird vor allem bei diesen internationalen Wettkämpfen deutlich, wenn eine ganze Nation entweder in Euphorie oder in tiefe Trauer ausbricht und sich dann erst recht den Farben des Nationalteams der All Blacks annimmt, so geschehen im Jahr 2007, als die All Blacks überraschend im Viertelfinale gegen Frankreich 20-18 verloren und frühzeitig aus den Weltmeisterschaften ausschieden. Der Verlust versetzte ganz Neuseeland in einen Schockzustand, aus dem es sich erst langsam und nach lange anhaltendem Lamentieren erholte. Neben dem World Cup ist der Wettkampf der Super 14 von größter Bedeutung. Zu diesem treten Teams aus Neuseeland, Australien und Südafrika an, um die Erhabenheit des Rugbysports zu zelebrieren. Rugby ist tief in Neuseelands Kultur und Lebensart verwurzelt, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wo am Tag zuvor noch 30 Männer über den Platz rannten, stehen am nächsten Morgen ein Dutzend Kühe. Tatsächlich sind viele Rugbyfelder umfunktionierte Weideflächen; auch das wohl eine Eigenart Neuseelands. Damit zeigen aber letztlich auch die Landwirte, die ihre Weiden nur zu gern zur Verfügung stellen, ihre Passion für Neuseelands Nationalsport.

Der Spitzname All Blacks

Billy Wallace, eine Legende des neuseelandischen Rugby, sagte 1955 in einem Interview, ein Journalist der Zeitung Daily Mail habe die Neuseeländer nach dem Spiel gegen Hartlepool als „all backs“ bezeichnet. Er meinte damit, die üblicherweise schweren und großen Spieler der Vordermannschaft (engl. forwards) seien im Gegensatz zu ihren Gegnern schnell und wendig und beherrschten das Pass Spiel ebenso gut wie die Hintermannschaft (engl. backs). Sie würden also wie die Hintermannschaft spielen („as if they were all backs“).


Wallace behauptete ferner, wegen eines Druckfehlers in einem Artikel vor dem nächsten Spiel gegen Somerset sei die Mannschaft in der Folge von Zuschauern und Medien nur noch als „All Blacks“ bezeichnet worden. Wallaces Darstellung wird heute weitgehend abgelehnt, da sich aus dem Zeitraum 1905-06 keine einzige englische Zeitung finden lässt, die von „All Backs“ (ohne l) schreibt.

Der Begriff „All Blacks“ (mit l) erschien tatsächlich erstmals nach der Begegnung mit Hartlepool in einem Spielbericht der Regionalzeitung Northern Daily Mail, die in der Folge von der nationalen Ausgabe der Daily Mail übernommen wurde. Autor dieses Artikels ist J.A. Buttery, Rugby-Korrespondent der Daily Mail während der Tour der Neuseeländer, der mit dem Spitznamen Bezug auf  das (mit Ausnahme des Silberfarns) gänzlich schwarze Rugbyshirt der Mannschaft nahm.

Der Haka

Die neuseeländische Rugby-Union-Nationalmannschaft, die All Blacks, führt vor jedem Länderspiel einen Haka auf. Erstmals geschah dies 1884, als eine neuseeländische Auswahl nach New South Wales reiste. Benutzt werden zwei verschiedene Versionen. Bis 2005 wurde ausschließlich der Haka mit dem Titel „Ka Mate“ benutzt, seitdem existiert eine alternative Version in dem neugeschriebenen „Kapa o Pango“.

Die ausführende Mannschaft wird von den eigenen Fans unterstützt, die gegnerische Mannschaft und ihre Anhänger verfolgen oft eine Gegenstrategie, um den angeblichen psychologischen Vorteil, den die All Blacks durch den Haka gewinnen, zunichte zu machen. Die Reaktionen reichen vom Singen der eigenen Nationalhymne über Ignorieren des Haka bis hin zum Aufführen des eigenen Hakas oder  aggressiven Entgegengehen. 2003  kam es beim World Cup in Australien vor dem Spiel gegen Neuseeland zu einem bemerkenswerten Aufeinandertreffen: Die All Blacks begannen wie gewohnt ihren Haka, worauf Tonga mit seinem Sipi Tau antwortete. Beide Teams standen am Ende ihrer Performance nur noch wenige Meter getrennt auf dem Spielfeld.

Die neuseeländische Rugby-League-Nationalmannschaft hat einen eigenen Kriegstanz, den Haka, der  sogar im Schulsport bei manchem Rugby-Spiel zelebriert wird. Einige Mannschaften haben ihren eigenen Haka und es gibt ein lautstarkes Spektakel, wenn die gegnerischen Teams, unterstützt von ihren jeweiligen Fans, nacheinander ihren Haka vorführen.

Der Haka beginnt mit fünf vorbereitenden Anweisungen eines einzelnen Anführers (gewöhnlich ein Māori aus dem Team), danach stimmt die ganze Mannschaft ein.

Text des Haka
Anführer: Ringa pakia! Schlagt die Hände auf die Schenkel!
Uma tiraha! Drückt die Brust nach vorne!
Turi whatia! Beugt die Knie!
Hope whai ake! Und die Hüften!
Waewae takahia kia kino! Stampft mit den Füßen, so fest ihr könnt!
Anführer: Ka mate, ka mate Das ist Tod, das ist Tod (oder: Ich werde sterben)
Mannschaft: Ka ora, ka ora Das ist Leben, das ist Leben (oder: Ich werde leben)
Anführer: Ka mate, ka mate Das ist Tod, das ist Tod
Mannschaft: Ka ora, ka ora Das ist Leben, das ist Leben
Alle: Tēnei te tangata pūhuruhuru Dies ist der haarige Mann…
Nāna nei i tiki mai whakawhiti te rā …der die Sonne brachte und sie scheinen ließ!
Ā upane, ka upane Ein Schritt nach vorne, und noch einer!
Ā upane, ka upane Ein Schritt nach vorne, und noch einer!
Whiti te rā, hī! Die Sonne scheint!

Lesen Sie auch über die Geschichte des Rugby im Pazifikraum: Tonga, Samoa und Fidschi oder über die Rugby Geschichte England.

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